Funkbetrieb auf 2m (144MHz)

Viele Vorbereitungskurse zur Amateurfunklizenz vermitteln heute ausschliesslich Wissen im Bereich der Kommunikation über Kurzwelle – SSB-Betrieb auf VHF und UHF wird leider oftmals nicht einmal erwähnt 🙁 . Dabei bietet ganz besonders das 2m-Band mit Überreichweiten über  „Tropo-“ und Sporadic-E-Ausbreitung oder sogar über die Reflektion von VHF-Wellen an Aurora-„Wolken“ äusserst faszinierende Möglichkeiten – mehr dazu nachfolgend auf dieser Seite. Aufgrund der sehr kurzen Wellenlängen in den Frequenzbereichen liefern bereits Antennen mit relativ kleinen mechanischen Abmessungen beeindruckende Gewinnwerte. Als Beispiel können wir den Vergleich zum 20m-Band heranziehen, dessen Wellen 10x länger sind als diejenigen des 2m-Bandes; konkret bedeutet das, dass eine Yagi-Antenne fürs 2m-Band, die dieselben Gewinnwerte liefert wie etwa die gern genutzte und sehr performante KW-Beam MP-33 NW von MOSLEY (Boom-Länge 3.66m – längstes Element über 8m lang) gerade mal eine Boom-Länge von rund 40cm und eine Länge des Reflektors von rund 1m hat. Wir selber nutzen sowohl für das 2m- als auch für das 70cm-Band seit Jahrzehnten zwei rund 4.70m lange Yagis von TONNA. Die beiden Antennen haben trotz ihrer relativ kleinen Abmessungen Gewinnwerte von zwischen 12dB und 16dB und machen das DXen auf 2m und 70cm zum beeindruckenden Vergnügen.

2m als zuverlässige Übertragungsfrequenz für Verbindungen innerhalb der Schweiz

Die Ausbreitung von VHF und UHF erfolgt hauptsächlich „quasioptisch“; d.h. dass die Dämpfung von Funksignalen auf dem 2m-Band und auf höheren Frequenzen bei Sichtkontakt sehr gering ist und sich 144MHz und 430MHz deutlich besser für die Kommunikation auf Strecken bis zu ca. 200km eignen als die höheren KW-Bänder (30m – 10m). Kurzwellige Signale wie diejenigen im 2m- und 70cm-Bereich (das gilt bedingt auch für 23cm) lassen sich aber auch deutlich besser an Objekten reflektieren als tiefer-frequente. So lassen sich Funkverbindungen im 2m-Band innerhalb etwa 200km Distanz auch ohne direkte Sichtverbindung über Reflexionen sehr zuverlässig und unabhängig von Wettereinflüssen oder Vorgängen in der Ionosphäre realisieren. 2m ist deshalb neben dem 80m-Band die einzige Möglichkeit Funkkontakte praktisch schweizweit herzustellen – anders als im 80m-Band ist die Verbindungsqualität bei Distanzen bis ca. 200km im VHF-Bereich nicht tages- und jahreszeitabhängig und damit über 24 Stunden gleichbleibend. Besonders an guten Standorten wie z.B. im SOTA-Betrieb eignet sich die Kommunikation auf 2m deutlich besser für Verbindungen im Umkreis von bis zu 100km als die typischen „SOTA-KW-Bänder“ (40m – 10m).

DXen im VHF-Betrieb ist „wetterabhängig“

Anders als beim Betrieb auf den Kurzwellenbändern, wo die Beschaffenheit der Ionosphäre die Ausbreitungsbedingungen massgeblich beeinflusst, ergeben sich Überreichweiten im VHF-Bereich und höher hauptsächlich durch Vorgänge in der Troposphäre; ein Garant für gute 2m-DX-Bedingungen sind beispielsweise Inversions-Wetterlagen; d.h. „oben blau – unten grau“. Am Übergang von der kalten zur warmen Luftschicht entstehen sogenannte „Ducts“ (Schläuche), mit deren Hilfe sich auch im 2m-Band oftmals Distanzen von weit über 500km überbrücken lassen – man spricht hier von „Tropo-Überreichweiten“.

Deutlich seltener als Tropo-Überreichweiten ergeben sich DX-Bedingungen im 2m-Band durch die Reflexion an Sporadic-E – „Wolken“. Diese bilden sich in den unteren Schichten der Ionosphäre – wie es die Bezeichnung erahnen lässt – sporadisch in den Sommermonaten zwischen Mai und September und treten tagsüber auf. Während die Sporadic-E Ausbreitung im 6m-Band fast täglich möglich ist, steigt die MUF (Maximal Usable Frequency) eher selten bis ins 2m-Band. Wie beeindruckend ein solches Sporadic-E-QSO auf 2m für den Operator dann aber ist, wenn es denn einmal zustande kommt, das könnt ihr im Mitschnitt des QSOs von HB9NBG mit GM4IPK am 22.6.1992 auf 2m in SSB – ich hatte damals ein altes SOMMERKAMP FT-290 mit 2.5W Sendeleistung und eine kleine HB9CV-Antenne im Einsatz 🤓

Weitere Phänomene, die immer wieder für DX-Betrieb auf 2m genutzt werden sind u.a. „Meteorscatter“; d.h. die Reflexion an vorüberziehenden Meteoritenschwärmen oder sogar die Nutzung von Auroras (Nordlichter) als Reflektor für Funkwellen im 2m-Band. Aurora-DX hat einen einzigartigen „Sound“: Die Signale klingen total „verbrummt“ oder „versurrt“ – Aurora wird deshalb bevorzugt für CW-Betrieb genutzt. Bei meinem eigenen Start (René, HB9NBG) in unser grossartiges Hobby vor rund 30 Jahren war ich als sogenannter „UKW-Amateur“ unterwegs und hatte selber Gelegenheit alle 2m-DX-Arten in der Praxis zu nutzen. Davon habe ich vor Kurzem noch einige Audioaufnahmen von Live-QSO’s über Tropo und Sporadic-E gefunden, die wir kurzerhand mit einigen nostalgischen Fotos in ein kurzes Video gepackt haben – meine eigene Nervosität bei den QSO’s zeigt, wie spannend uns faszinierend DX-Betrieb auch im 2m-Band ist 🙂 …


Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren »

Im VHF- und UHF-Bereich wird mit QTH-Locatorn gearbeitet

Die Weltkarte des UKW-Amateurs ist in Felder eingeteilt, die sogenannten QTH-Locatoren. Die nachfolgende Karte zeigt, dass ein grosser Teil von Zentraleuropa im Grossfeld JN liegt, die Schweiz in den Feldern JN36, JN37, JN46 und JN47. Auf detaillierteren Locator-Karten sind die Felder bis ins Detail eingeteilt. Ein Locator besteht dabei immer aus 2 Buchstaben gefolgt von zwei Ziffern und endend mit weiteren 2 Buchstaben. Grindel beispielsweise liegt im Locatorfeld JN37SJ. Moderne Logprogramme wie z.B. HAM OFFICE errechnen nach der Eingabe des Locators der Gegenstation automatisch die Antennenrichtung.

Tipps für den erfolgreichen DX-Betrieb auf 2m
  • Es wird im unteren 144MHz-Bereich in USB gearbeitet (Anruffrequenz: 144.300MHz) – Multimode-Geräte wie der FT-991A von YAESU, der IC-9700 von ICOM oder ältere Transceiver wie der FT-726, FT-736, FT-847 u.v.m. eignen sich ausgezeichnet für den erfolgreichen Einstieg in den DX-Betrieb auf 2m
  • Gewinnoptimierte Richtantennen (Yagis mit 7 oder mehr Elementen) erhöhen die Reichweite erheblich
  • Horizontale Polarisation
  • Bei Kabelzuleitungen zwischen Antenne und TRX mit Längen über 10m empfiehlt sich der Einsatz eines hochwertigen Empfangs-Vorverstärkers (SSB-Electronic) möglichst nah am Speisepunkt der Antenne
  • Im QSO werden Rapport und QTH-Locator ausgetauscht (siehe Erläuterungen oben)
  • Tipp: Jeweils am 1. Wochenende des März, Mai, Juli, September finden von SA Nachmittag bis SO Nachmittag Europaweit UKW-Conteste statt. Für das Loggen der QSO’s ist der Rapport gefolgt von der laufenden Nummer des QSO’s auszutauschen, z.B. 59001 für das QSO Nr.1 im Contest, dann 59002 usw. An den Contest-Wochenenden herrscht jeweils sehr viel Betrieb rund um die Uhr auf Frequenzen um 144.300MHz, und die Chancen auf 2m-DX sind besonders hoch

Wie das 2m-Band von uns Funkamateuren für die Satellitenkommunikation genutzt wird, das erfahrt ihr auf unserer Seite Satellitenfunk.

In unserem Workshop Funkbetrieb in der Praxis gehen wir u.a. auch detaillierter auf die Betriebstechnik auf 2m und 70cm ein.

Ihr seht: Das 2m-Band eignet sich zu viel mehr als für „Relais-Funk“. Vielleicht wäre 2m-Betrieb in SSB auch ein interessantes Tätigkeitsfeld für den einen oder die andere unter euch 🙂