SOTA: 2 Tage auf dem Col de Grand St.Bernhard

wetterprognoseOrientiert man sich Anfang September nur am Kalender, rechnet man normalerweise nicht mehr mit Hochsommerwetter. In diesem Jahr sieht das allerdings etwas anders aus. Nach dem Wiedereinstieg in den regulären Arbeitsalltag nach unserem „eingeschränkten Sommerbetrieb“ war das Verfolgen der Wetterprognosen in den vergangenen Wochen eher mit Wehmut verbunden; die geschätzten Anfragen unserer Kundschaft haben und so richtig auf Trab gehalten, und sich so noch einmal einige Freitage einzuräumen schien uns ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Als SRF Meteo Anfang September allerdings für die dritte Woche in Folge noch einmal traumhaft schönes Bergwanderwetter prognostizierte, gab es für uns kein Halten mehr: wir haben kurzum den Sonntag und den Montag für uns als „normalen Arbeitstag“ deklariert und die beiden Freitage auf Mittwoch, 7.9. und Donnerstag, 8.9. geschoben.

sota-maps_gr-st-bernhardIn den Sommerferienwochen hatten Carine und ich die Gelegenheit unsere 6-tägige Tour des Combins mit der Besteigung des Mont Avril auf 3’347m zu krönen und dabei auch den SOTA-Gipfel HB/VS-130 zu aktivieren. Die wunderschöne Gegend rund um den Grand Combin hat Lust gemacht auf mehr. Insbesondere das Gebiet rund um den Grossen St. Bernhard bietet sich aufgrund seiner guten Erreichbarkeit auch für kürzere Wandertouren an. Bei unserer Übernachtung im Hospiz während der Tour des Combins war mir auf einem Wanderwegweiser der Mont Fourchon aufgefallen – ein Klick auf die SOTA-Finder-App hatte auch gezeigt, dass es sich dabei um einen SOTA-Gipfel handelt. Die Überlegung bei einer SOTA-Gipfeltour rund um den Col du Grand St.Bernhard das Bergwandern mit dem Amateurfunk zu verbinden lag nahe, und so wagten wir mal einen Blick in die SOTA-Maps… und siehe da, der Grosse St.Bernhard scheint ja geradezu ein Mekka – auch für SOTA-Aktivierer – zu sein 🙂 .

mont-fourchon_auswertung_070916Die Rucksäcke waren rasch gepackt. Wie immer auf unseren Bergwanderungen waren auch bei unserem „St.Bernhard-Tripp“ das FT-2DE von YAESU, das ID-51E von ICOM und natürlich der KX-2 von ELECRAFT mit unserem All-inclusive-Portable-Antenna-Kit mit dabei. Auf grossen Bergwandertouren ist darauf zu achten, dass das Gewicht des Funkequipments so gering wie möglich gehalten und auf überflüssige Komponenten verzichtet wird. Jedes Gerät dient bei uns deshalb jeweils einem Hauptzweck: während das FT-2DE durch seine Ausstattung mit APRS einen wichtigen Beitrag an die Sicherheit liefert und dank C4FM-Funktionalität die Kommunikation über Wires-X und damit auch auf 70cm über grosse Entfernungen ermöglicht, dient das ID-51E neben der Kommunikation in FM über Repeater und Simplex auch der Aufzeichnung unserer zurückgelegten Wegstrecke. Nach einer Tour kann mit entsprechenden Programmen ganz einfach eine Auswertung der gesamten Wanderung erstellt werden (siehe Bild links mit der Auswertung unserer ersten SOTA-Wanderung am Reise- und Ankunftstag).

der-wegweiser-auf-der-passhoehe-zeigt-auch-unser-heutigen-gipfelziel-den-mont-fourchonOftmals liegen SOTA-Gipfel etwas ausserhalb der bekannten Wanderrouten. Beim Recherchieren im Internet sind entsprechende Routenbeschreibungen deshalb eher schlecht zu finden. Diese Erfahrung haben auch wir bei der Erarbeitung der genauen Wanderrouten für unsere beiden Tage auf dem Grand St.Bernhard gemacht. Aufschlussreiche Informationen über die „Begehbarkeit“ der Gipfel, die wir uns vorgenommen hatten, waren nicht zu finden. Allerdings konnte ich mich daran erinnern, dass zumindest der Mont Fourchon auf einem Wanderwegweiser aufgedruckt war. Wir haben doch schon etwas Bergwandererfahrung und begnügten uns deshalb vor der Abfahrt zu Hause mit den dürftigen Informationen… Nach drei Stunden Autofahrt sind wir schliesslich um 10.30 Uhr auf dem Col du Grand St.Bernhard angekommen. Der Wegweiser, an den wir uns erinnerten, bestätigte uns, dass die Aktivierung des Mont Fourchon, HB/VS-194 wohl genau das Richtige für unseren ersten Wandertag sein würde.

Es versprach ein traumhaft schöner Bergwandertag zu werden. Im Albergo auf der Italienischen Seite erhielten wir noch die Infos zum „Einstieg“, und so haben wir uns nach der Stärkung mit Kaffee und Gipfeli an die Besteigung des Mont Fourchon gemacht. Die folgende Foto-Slideshow zeigt einen Streifzug durch unseren ersten Wandertag auf dem Grossen St.Bernhard mit der SOTA-Aktivierung des HB/VS-194…

Mit weiteren 10 Punkten „im Gepäck“, die ich (HB9NBG) für die Aktivierung des Mont Fourchon auf meinem SOTA-Konto verbuchen konnte – Carine hat aufgrund der wirklich miserablen Bedingungen ihrerseits auf die Aktivierung verzichtet – und nach einem ausgezeichneten Nachtessen im „Auberge de l’hospice“ haben wir herrlich geschlafen und waren am nächsten Morgen voller Tatendrang 🙂 .

grand-st-bernhard-pointe-de-drone-mont-telliers-grand-st-bernhard_auswertung_080916Wir hatten uns eine Gratwanderung mit Besteigung der „Pointe de Drone“ und des „Mont Telliers“ und die Aktivierung der beiden Gipfel HB/VS-189 und HB/VS-188 – beides 10 Punkte-Summits – vorgenommen. Wirft man einen Blick in die 1:25000 – Wanderkarte fehlt anscheinend für grosse Teile der Tour ein Wanderweg. Die Inhaberin des Auberge de l’hospice – ihres Zeichens selber begeisterte Berggängerin – hat uns allerdings einige sehr wertvolle Tipps zur geplanten Route gegeben, und so konnten wir die Sache doch mit viel Optimismus in Angriff nehmen 🙂 .

Das Morgenessen in der Auberge war üppig und fein – genau nach unserem Geschmack. Die Uhr zeigte 9.06 als wir das Hospiz verliessen – am Abend sollte sich zeigen, dass wir heute exakt 9 Stunden unterwegs sein werden. Wir waren beide gespannt wie zwei Federn: „wie wird sich wohl der Aufstieg gestalten?“. Hinter der Auberge windet sich ein schön angelegter Bergwanderweg in einer angenehmen Steigung bergaufwärts, und recht fix haben wir La Chenalette auf 2800m erreicht.

die-wanderstoecke-in-den-rucksack-denn-jetzt-wird-geklettertNun wurde es steil, und der schöne Bergwanderweg verwandelte sich in einen Klettersteig. Fix installierte Ketten und Leitern gestalten die Kraxlerei allerdings relativ angenehm und – falls es trocken ist – auch weitgehend sicher. Nach dem Punkt, an dem man die Grenze nach Italien zwischenzeitlich überschreitet, folgt ein Gratweg mit atemberaubender Aussicht. Hier gilt es trotz allem Konzentration zu bewahren. Ziemlich genau 2 Stunden nach unserem Aufbruch auf dem Grossen St. Bernhard hatten wir mit der „Pointe de Drone“ den ersten Höhepunkt – und zwar sowohl im wahrsten Sinne des Wortes, also auf seine Höhe über Meer bezogen (2’951m), als auch in „SOTA-technischer“ Hinsicht, nämlich durch seine Klassifizierung als 10-Punkte-SOTA-Gipfel mit der Referenz HB/VS-189 – erreicht. Das Mastrohr, das wohl einmal eine Art Gipfelkreuz darstellen sollte, war zwar etwas wacklig, konnte aber trotzdem als Aufhängepunkt für unsere Drahtantenne genutzt werden. Im Aufstellen unserer SOTA-Ausrüstung sind Carine und ich langsam geübt, und so konnten wir bereits wenige Minuten nach Erreichen des Gipfels mit „CQ SOTA de HB9NBG from HB/VS-189“ auf Sendung gehen….


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…Geschafft: Die Bedingungen scheinen derzeit vor allem am Vormittag auch mit bescheidener Ausrüstung und kleiner Sendeleistung Verbindungen auf KW zu erlauben. Zwar war auch am Donnerstag sehr wenig „Traffic“ auf den Bändern auszumachen, aber die 4 QSO’s, die wir für die erfolgreiche Aktivierung benötigten, waren nach 11 Minuten Betrieb im Log 🙂 . Wir hatten uns an dem Tag eine „ausgewachsene“ Gipfeltour mit einigen „Unbekannten“ vorgenommen. Deshalb haben wir uns mit den 4 QSO’s, die für eine erfolgreiche Aktivierung benötigt werden, begnügt – Carine hat auch hier auf die Aktivierung mit ihrem Call HB9FZC verzichtet. So machten wir uns nach rund 20 Minuten Aufenthalt auf dem Gipfel wieder auf den Weg. Es folgten ein weiterer Gratweg und etwas Kletterei. Bevor wir den Aufstieg zum „Col de Bastillon“ in Angriff nahmen, entspannten wir uns bei einem feinen „Iiklemmtä“ am Ufer des kleinen „Lac de Fenetre“. Es sollte sich herausstellen, dass es der Weg zurück zum Ausgangsziel tatsächlich noch in sich haben sollte. Auf den Gipfel des „Mont Telliers“ gibt es keinen Weg. Die wenigen Wegspuren und die einzelnen „Schteimannli“ haben uns dennoch richtig gelotst, und zumindest mit Blick auf die grossartige Aussicht hat sich der Aufstieg gelohnt – aus „SOTA-technischer“ Sicht: naja… schauen sie selber in der folgenden Foto-Slideshow…

5 grossartige SOTA-Gipfel rund um den Col de Grand St. Bernhard

Der Col de Grand St.Bernhard hat sich in den vergangenen Jahren zu einem unserer liebsten Ausgangspunkte für SOTA-Aktivitäten in den Unterwalliser Alpen gemausert. Neben dem Mont Fourchon, der Pointe de Drone und dem Mont Telliers konnten wir so auch den Mont Mort und die Pointe de Barasson in unser „SOTA-Repertoire“ aufnehmen 🤓🤓. 2019 haben wir aus unseren bisherigen SOTA-Erlebnissen rund um den Grossen St.Bernhard schliesslich eine kleine Videodoku zusammengeschnitten, in der wir alle SOTA-Touren rund um dem Col de St.Bernhard näher vorstellen – wir wünschen spannende Unterhaltung…


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Dank SOTA an noch fast unberührten Plätzen
Carine und ich hören manchmal von Bekannten: „so viel wie ihr immer unterwegs seid, kennt ihr sicher schon die ganze Schweiz“. Weit gefehlt! Oft begangene Wanderrouten sind zwar im Internet auf den verschiedensten Portalen sehr gut beschrieben. Wenn man jedoch die verschiedenen Regionen unseres Landes etwas genauer unter die Lupe nimmt, dann findet man noch sehr viele schöne Gegenden, die nirgends näher beschrieben werden. Die SOTA-Maps geben sehr gute Tipps für Wander- und Bergwandertouren, die nicht zu den populären Wanderungen zählen, deren Begehung jedoch mit Genuss auf höchstem Niveau bezeichnet werden kann. Mit SOTA bietet der Amateurfunk dem technikbegeisterten Naturfreund eine Betriebsart, die an Attraktivität wohl nicht zu übertreffen ist 🙂 .

Na? haben Sie Ihr SOTA-Equipment für die nächste Wanderung bereit?

Mit den besten 73’s von zwei begeisterten SOTA-Aktivierern und Bergwandervögeln

René, HB9NBG + Carine, HB9FZC